Garten

Obstbäume als Spalier erziehen

Heute habe ich einen Apfel- und einen Marillenbaum, die ich im Herbst gepflanzt habe und als Spalierobst erziehen möchte, das erste Mal geschnitten. Die Schnittmaßnahmen laufen dabei nach folgendem Schema ab (und ich weiß, das wirkt jetzt sehr viel und sehr kompliziert – aber lasst euch davon nicht abschrecken; es sind die Schnittmaßnahmen für mehrere Jahre und einzeln betrachtet ist es gar nicht so wild):

Erstes Frühjahr

Egal, ob ihr die Bäume im Herbst oder im Frühling pflanzt: Der erste Schnitt erfolgt im ersten Frühjahr. Dazu werden zwei schöne seitliche Triebe für die erste Etage ausgewählt (also für den ersten Spanndraht oder die erste Holzleiste über dem Boden) und festgebunden. (Ihr solltet sie noch nicht ganz waagrecht binden, sondern zuerst einmal schräg – im Laufe des Sommers können sie dann immer weiter in die Waagrechte gebogen werden.)

Diese beiden seitlichen Triebe werden insgesamt um ca. ein Drittel eingekürzt; geschnitten wird nach einer nach unten zeigenden Knospe. Sollten sich an diesen Seitentrieben schon weitere Triebe befinden, werden die nach oben wachsenden ganz abgeschnitten, die nach unten zeigenden auf ein bis zwei Knospen.

Alle anderen Zweige des jungen Baumes – außer dem Mitteltrieb (also dem senkrechten Hauptstamm) – werden ebenfalls abgeschnitten. Der Mitteltrieb selbst wird etwa auf Höhe der zweiten Etage gekürzt – oberhalb von drei gut entwickelten Knospen.

Die Schnittmaßnahmen in Rot.
Die grün markierten Triebe bleiben nach dem ersten Schnitt stehen.
So sieht mein Apfelbaum nach dem ersten Schnitt aus.

Erster Sommer

Im Verlauf des ersten Sommers werden die Seitentriebe der ersten Etage wie gesagt immer weiter in die Waagrechte gebracht. Am Hauptstamm werden sich neue Triebe bilden. Davon wählt ihr wieder zwei kräftige in der richtigen Höhe und Richtung, um sie auf die zweite Etage zu binden. (Hier zunächst wieder schräg, nicht waagrecht binden.) Neue Triebe, die von den Seitenästen nach unten wachsen, werden auf vier bis fünf Blätter gekürzt; nach oben wachsende Triebe ganz weggeschnitten.

Zweites Frühjahr

Hier wiederholt sich im Prinzip der erste Frühjahrsschnitt: Senkrecht nach oben wachsende Seitentriebe werden ganz gekürzt, nach unten wachsende Zweige (auf den Haupt-Seitentrieben) auf ein bis zwei Knospen gekürzt. Die Enden der seitlichen Haupttriebe der zweiten Etage werden etwas eingekürzt, nach einer nach unten zeigenden Knospe.

Der Hauptstamm (senkrechte Mitteltrieb) wird auf Höhe der dritten Etage abgeschnitten (sofern es eine gibt, ansonsten wird alles, was über die Höhe der letzten Etage hinausgeht, geschnitten).

Zweiter Sommer

Im Sommer erfolgt ab jetzt immer der Schnitt des Fruchtholzes: Alle Triebe, die sich aus den seitlichen Haupttrieben entwickelt haben, werden auf drei bis vier Fruchtknospen eingekürzt. (Achtung: Bei Marillen diesen Schnitt erst nach der Ernte machen!) Die Seitentriebe der zweiten Etage werden im Laufe des Sommers wieder nach und nach in die Waagrechte gebracht.

Erhaltungsschnitt

In Zukunft werden jeden Sommer alle neuen Triebe, die sich am Mittelstamm oder an den seitlichen Haupttrieben gebildet haben, bis auf rund 20 Zentimeter (bzw. drei bis vier Knospen) zurückgeschnitten. Alle neuen Äste, die senkrecht nach oben wachsen, werden komplett abgeschnitten; genau wie zu eng stehende Nebentriebe.

Außerdem werden je nachdem, wie viel Platz ihr für das Spalier habt, auch immer der Hauptstamm oben geschnitten und links und rechts die Enden der Hauptseitentriebe.

Zapfenschnitt

Ab dem dritten Frühjahr kann man auch immer im Frühling einen sogenannten Zapfenschnitt machen. Dabei wird altes und stark verzweigtes Fruchtholz auf drei bis vier Knospen zurückgeschnitten. Dadurch gibt es zwar weniger Früchte, diese sind dann aber größer und von besserer Qualität, und der Baum wird insgesamt jung gehalten.