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Garten

Was ist ein Waldgarten?

Letztens ist mir das Buch „Mein Waldgarten: Inspirationen für ein natürliches Paradies“ von Laura Sophia Müller untergekommen. Ich wusste allerdings zuerst nicht, was mit dem Begriff „Waldgarten“ gemeint ist – ein Schattengarten vielleicht? Oder ein Garten mitten im Wald?

Tatsächlich geht es bei einem Waldgarten aber darum, ein möglichst naturnahes Nebeneinander von Bäumen, Sträuchern und krautigen Pflanzen in seinem Garten zu schaffen – selbst, wenn die Fläche nur klein ist. Das bedeutet also auch, etwa im Gemüsegarten schattige Bereich zuzulassen – und dort auch die Pflanzen entsprechend auszuwählen. Das bringt dann vielleicht weniger Ertrag als im konventionellen vollsonnigen Gemüsebeet – aber dafür ist der Pflegeaufwand in einem bunten Miteinander von Pflanzen, die sich gegenseitig unterstützen und im Idealfall ein sich selbst erhaltendes System bilden, geringer. Doch alles der Reihe nach.

Grundgedanken

Die Erde in einem Wald ist humusreich, und Bäume und Sträucher bieten Schutz gegen Wind, Sonne und Kälte. Im Gegensatz zu einer offenen Fläche kommt es zu keinem Austrocknen und Auslaugen des Bodens. Und so erscheint der Gedanke eigentlich naheliegend, dies auch für den Gemüseanbau zu nutzen (hier trifft sich das Konzept mit jenem der Permakultur). Das Ziel ist, dass sich der naturnahe Garten selbst erhält, man möglichst wenig in das ökologische Gleichgewicht eingreift, anstatt sich hohe Erträge und Effizienz durch aufwendige Bewässerungsanlagen, Unkrautvernichter und Kunstdünger zu erkaufen.

Das erfordert Vertrauen. Aber meiner Meinung nach kommt mit dem Garteln sowieso irgendwann ein Moment des Kontrollverlusts – gegen die Natur zu arbeiten ist auf Dauer wahnsinnig anstrengend. Schauen wir also lieber auf die Vorteile des naturnahen Gärtnerns:

  • Es schont die Umwelt.
  • Es fördert die Bodenfruchtbarkeit.
  • Es fördert die Artenvielfalt – was wiederum super für uns ist: Insekten sind wichtig für die Bestäubung, Vögel helfen bei der Schädlingsbekämpfung, Igel fressen Nacktschnecken usw.
  • Der Garten ist pflegeleichter und weniger zeitraubend.
  • Der Boden trocknet weniger leicht aus, man muss weniger gießen – einerseits durch Schattenzonen, andererseits durch Mulchen (mit Grasschnitt, Pflanzenresten etc.) oder den Einsatz von Bodendeckern: In einer natürlichen Pflanzengemeinschaft gibt es keine kahlen Erdflächen.

Die Planung eines Waldgartens

Eigentlich ist die Anlage und Pflege eines Waldgartens unkomplizierter, als man vermuten möchte: Das, was wachsen will, darf wachsen; entfernt oder zurückgeschnitten wird nur, was aus Platzgründen nötig ist. Dabei kommen natürlicherweise sieben Wachstumszonen gemeinsam vor:

  1. Hochstämme in voller Sonne (etwa Obstbäume)
  2. Halbstämme im Halbschatten (etwa Holunder oder Flieder)
  3. Sträucher in der Sonne, etwa Rosen oder Beerensträucher
  4. Stauden, Kräuter und Gemüsepflanzen (etwa Rhabarber, Rosmarin)
  5. Humusschicht (Pflanzen, die leichten Schatten bevorzugen, wie Topinambur)
  6. Bodendecker und Kriechpflanzen (Minze, Thymian, …)
  7. Kletterpflanzen (Hopfen, Kiwis, …)

Vermutlich ist es leichter, wenn es im Garten bereits einen Altbestand gibt, aus dem man zum Beispiel einzelne Sträucher entfernt, die man nicht haben möchte, als einen neuen Garten auf einer kahlen Fläche zu erschaffen. Schaut euch an, was gut wächst (auch in der Umgebung eures Gartens) und baut darauf auf – versucht nicht, mühsam Pflanzen zu etablieren, die vielleicht gar nicht zum Standort passen. Im Zweifelsfall: ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren. Ein Garten ist ständig in Veränderung – und es muss auch nicht alles funktionieren. Ich wünsche ein entspanntes Garteln! 🙂

Buchtipp: Laura Sophia Müller: Mein Waldgarten (Knesebeck Verlag)

Fotos: Bernd Müller/Knesebeck Verlag